Buch

Evelina Merová, geborene Landová, wurde am 25. Dezember 1930 in Prag geboren. Sie war acht Jahre alt, als ihr Leben durch die deutsche Besetzung ihrer Heimat am 15. März 1939 aus der Bahn geworfen wurde. Im Juli 1942 wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort lebte sie bis Dezember 1943 im Zimmer 28 des Mädchenheims L 410. Evelina ist eine der Überlebenden von Zimmer 28, deren Geschichte durch das Buch, das Theaterstück und die Ausstellung "Die Mädchen von Zimmer 28" international bekannt wurde.

Im Dezember 1943 wurde Evelina nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Dort lebte sie über sechs Monate lang im Kinderblock des so genannten Familienlagers Theresienstadt, das von Fredy Hirsch, selbst ein jüdischer Häftling, geleitet wurde. Im Juli 1944 durchlief Evelina  die letzte Selektion und wurde zur Arbeit ausgewählt. Sie überlebte das anschließende Martyrium in Stutthof, Dörbeck und Guttau. In Guttau wurde sie von der Roten Armee befreit. Im Lazarett in Deutsch-Eylau erholte sie sich von ihren sehr schweren Verwundungen. Im Lazarett-Zug nach Sysran traf sie den russischen Militärarzt Dr. Mer - eine schicksalhafte Begegnung. Als er erkannte, dass Eva ihre gesamte Familie verloren hatte, bot er ihr eine neue Heimat an - in Leningrad. Dort begann Evelina am 1. September 1945 ein neues Leben als Adoptiv-Tochter des Ehepaars Mer.

Evelinas Geschichte ist damit noch nicht zu Ende. "Die kleinen Siege" nennt sie den zweiten Teil ihrer autobiografischen Memoiren, im Gegensatz zum ersten Teil, den sie "Die großen Niederlagen" nennt. Das Leben in einem fremden Land, mit einer neuen Identität, mit Adoptiveltern, die ihr Kind nach ihren Vorstellungen erziehen wollten, die neue Sprache, die sie lernen musste - all das stellte Evelina vor große Herausforderungen. Wie sie diese meisterte, wie sie ihr neues Leben aufbaute und lebte und dabei ihre geliebte Heimatstadt Prag nie vergaß - all das erfahren wir in dieser spannenden und ungewöhnlichen 144-seitigen Biografie.

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Viktor Naimark: Das Damals im Heute

Der folgende Film von Jürgen und Catia Walter entstand im Rahmen der Ausstellung Das Damals im Heute mit Bildern von Viktor Naimark. Er ist der Sohn von Evelina Merová und inspirierte zu unserem Projekt Jüdische Identität im Kontext europäischer Kultur-Geschichte, ein Beitrag des Vereins Room 28 zum Festjahr 2021 - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Die Filmemacher erlebten im März 2022 die Austellung im Kunstraum Neureut in Karlsruhe und lernten den in St. Petersburg geborenen Künstler und die Biografie seiner Mutter Evelina Merová kennen. So entstand dieser Film mit Bildern seiner Ausstellung und dem Nachwort, das er für das Buch Lebenslauf auf einer Seite schrieb. Ein beeindruckendes Nachwort mit beeindruckenden Bildern. Ansehen!